Glaubenssätze und ihr Einfluss auf unser Leben

Laut dem Freudschen Eisbergmodell befindet sich 95-98% Prozent von uns in dem Unbewussten. Dies bedeutet, dass bis zu 98% aller unserer Emotionen, Gedanken, Ängsten, Interaktionen, Beziehungen, Entscheidungen usw. uns selbst unbewusst sind. Unsere Glaubenssätze, die unsere Realität erschaffen, stammen zum großen Teil aus unserem Unterbewusstsein.

In diesem Beitrag möchte ich auf folgende Fragen eingehen:

  • Was sind Glaubenssätze?
  • Entstehung der Glaubenssätze
  • Einfluss der Glaubenssätze auf unsere Realität
  • Bewusstwerdung der Glaubenssätze
  • wie verändern wir unsere Glaubenssätze

Was sind Glaubenssätze?

Glaubenssätze sind Sätze oder Lebenseinstellungen, an die wir glauben. Sie sind tief in unserem Unterbewusstsein verankert und sind uns in der Regel nicht bewusst. Es sind Überzeugungen, Annahmen und Einstellungen die wir dem Leben, der Welt, unseren Mitmenschen und uns selbst gegenüber haben. Es gibt positive und negative Glaubenssätze.

Einige Beispiele:

Negativ: „Das Leben ist hart.“

Positiv: „Das Leben bietet mir viele Möglichkeiten zum Lernen.“

Negativ: „Die Welt ist voller Ungerechtigkeiten.“

Positiv: „Die Gerechtigkeit passiert in jeder Ecke, auch wenn nicht immer für mich wahrnehmbar.“

Negativ: „Ich hab immer Pech in meinem Leben.“

Positiv: „Ich lerne aus jeder Erfahrung und wachse daran.“

Glaubenssätze sind eine der Grundlagen unserer unbewussten Programmierungen. Es sind Verallgemeinerungen, die sich auf verschiedenen Situationen, Völker, Altersgruppen, Geschlechter und uns selbst beziehen. Sie laufen wie ein Programm im Hintergrund und bestimmen über unser Leben und unsere Entscheidungen.

Dem Glaubenssatz „Männer/Frauen sind nicht vertrauenswürdig“ entstammt die Programmierung „Ich werde nie einem Mann/einer Frau vertrauen.“ Oder wer glaubt, das Leben sei hart, wird immer wieder – unbewusst – Umstände in sein Leben bringen, die ihm das Leben schwer machen. Das ist nicht verwunderlich, denn das äußere Bild – unsere wahrnehmbare Realität – muss unserem Inneren entsprechen und damit im Einklang sein.

Entstehung der Glaubenssätze

Unsere Glaubenssätze stammen aus unseren Denkmustern. Jemand, der ein überwiegend optimistisches Denkmuster hat, wird sich hauptsächlich an positiven Glaubenssätze bedienen. So wird er in schwierigen Zeiten, z.B., denken oder sagen: „Am Ende wird alles gut“, oder „Es wird vorbeigehen.“ Jemand, der ein pessimistisches Denkmuster hat dagegen, würde eher denken: „Es geht immer alles schief!“, oder „Es wird sich nie etwas zum Besseren ändern.“

Es gibt unterschiedliche Herkünfte der Glaubenssätze

  • Die, welche wir aus unseren früheren Leben mitbringen. So kann zum Beispiel jemand, der in einem früheren Leben von seiner eigenen Ehefrau ermordet wurde, sich bei seinem Tod wie folgt programmiert haben: „Ich werde nie wieder einer Frau vertrauen.“ Aus dieser Programmierung heraus, wird er in diesem Leben Frauen gegenüber misstrauisch sein, und glauben Frauen seien nicht vertrauenswürdig.
  • Die, welche wir uns in der pränatalen Phase einprägen. So kann ein ungeborenes Baby, das im Bauch der Mutter mitbekommt, es sei unerwünscht, sich folgende Glaubenssätze einprägen: „Ich bin nicht liebenswürdig“ – „Niemand liebt mich“ – „Ich falle anderen Menschen zu Last.“

Glaubenssätze, die wir nach der Geburt einprägen, haben ebenso unterschiedliche Quellen:

  • Übernommene Glaubenssätze sind die, welche uns von der Umgebung übertragen werden, eh wir selbst die Möglichkeit haben, unsere eigenen Erfahrungen in dem betroffenen Bereich zu machen. So programmiert, z.B., eine Mutter, die selbst negative Erfahrungen mit Männern hatte – oder aber die negative Einstellung gegenüber Männern von ihrer eigenen Mutter oder der Gesellschaft oder der kollektiven weiblichen Linie übernommen hatte – ihre Tochter mit negativen Glaubenssätzen Männern gegenüber. „Männer wollen nur das Eine.“ – „Vertraue nie einem Mann.“ Diese Übertragung kann durch die Eltern, Familie, Freunde, Religionen, Kulturen, Ärzte, Wissenschaft, Vorbilder, Schule und Lehrer stattfinden. Oder sie stammt aus dem kollektiven Feld. Die meisten geschlechtsbezogenen Glaubenssätze sind – meinen bisherigen Beobachtungen und Erfahrungen nach – kollektiver Natur.
  • Individuelle Glaubenssätze sind die, welche wir uns selbst einprägen. Sie sind nicht individuell in dem Sinne, dass sie ausschließlich bei uns vorkommen. Wir teilen sie durchaus mit anderen Menschen. Aber sie basieren auf unseren individuellen Erfahrungen, Beobachtungen, Wahrnehmungen, Interpretationen und Denkmustern.

Einfluss der Glaubenssätze auf unser Leben

(Negative) Glaubenssätze, die uns selbst betreffen, sabotieren und blockieren uns, halten uns klein und lassen nicht zu, dass wir in unsere innere Kraft kommen. So erschaffen sie eine unerfüllte Realität, die auf Leid, Schmerz, Mangel, Frustration und Depression basiert. Wenn ich glaube, dass gewisse Dinge unmöglich sind, dann mache ich mir auch keine Mühe, sie mal auszuprobieren. So bleiben meine Wünsche unerfüllt, weil sie ja unmöglich sind. Wenn ich aber glaube, alles sei möglich, dann gehe ich hin, und mache Dinge möglich. Ein Misserfolg wird dann nicht mehr als eine Niederlage gesehen, sondern als eine Lektion, eine Möglichkeit, etwas Neues zu lernen, oder umzudenken, oder sich neu zu orientieren und neue Wege auszuprobieren.

Glaubenssätze, die andere Menschen, das Leben oder die Welt betreffen, sorgen erst für Vorurteile, trennen uns von den anderen und sabotieren und blockieren unser eigenes Leben.

Neulich machte ich jemanden, der tief in der Dualität verfangen die Welt in die der Männer und die der Frauen teilte, darauf aufmerksam, dass er sich gerade an seinen geschlechtsbezogenen Glaubenssätze bediene. Solange es eine Frau oder einen Mann gibt, die/der seinen Überzeugungen nicht entspreche (und die gibt es mit Sicherheit), könne er seine Aussagen nicht auf alle Männer/Frauen beziehen. Er guckte mich sehr überrascht an. „Aber … das sind keine Glaubenssätze, sondern die Realität.“ Im Verlauf des Gespräches dann – als er Näheres über sein Leben erzählte, war für mich so klar zu erkennen, wie seine eigenen Glaubenssätze die Realität erschaffen hatten, aus deren Missständen er berichtetet. Denn in ihrer Realität behandelten sie Männer ihren Glaubenssätzen entsprechend.

Glaubenssätze erschaffen unsere Realität

Wer glaubt, Männer können nicht zuhören, z.B., bringt hauptsächlich Männer in sein Leben, die nicht zuhören können. Dabei übersieht und verdrängt er diejenigen, die zuhören können. Was noch faszinierender ist, ist die Tatsache, dass wir mit unserem Glauben bis zu einem gewissen Grad die Menschen um uns herum verändern können (Stichwort Rosenthal Effekt). So kann die erwähnte Person von oben sogar einen Mann in sein Leben bringen, der in der Regel zuhören kann. Weil sie aber glaubt, Männer können nicht zuhören, wird dieser Mann ihr nicht zuhören können. So passiert es, dass wir uns – in sofern wir ein gewisses Bewusstsein über uns selbst haben – manchmal wundern, warum wir im Umgang mit unterschiedlichen Menschen unterschiedlich agieren.

Bis zu einem gewissen Grad passen wir uns unbewusst dem inneren Bild unseres Gegenübers. So oder so wird die Realität eines Menschen, der glaubt, Männer können nicht zuhören, aus Männern bestehen, die nicht zuhören können. Dies heißt wiederum nicht, dass alle Männer nicht zuhören können. Sondern dass die, welche es können, keinen Zugang zu seiner Realität finden. Das ist das Gesetz der Resonanz. Nur das, was mit uns resoniert, kann einen Zugang zu unserem Leben finden.

Es ist nahezu „gruselig“ welche Macht unsere Gedanken, darunter die Glaubenssätze, haben und auf welcher Weise sie unser Leben bestimmen.

Ein weiterer, weitverbreiteter, kollektiver Glaubenssatz lautet: „Liebe tut weh.“ Wer diesen Glaubenssatz in seinem unbewussten „Liebesmuster“ in sich trägt, wird von einem Liebeskummer in den nächsten hüpfen. Die Assoziation von der Liebe mit Schmerz ist sehr tief in unserem kollektiven Unterbewusstsein verankert. Sie kommt in fast allen Kulturen vor. Die Literatur ist voll mit Erzählungen über die schmerzhaften und unerfüllten Liebesgeschichten.

Auf dem Jakobsweg machte ich eine interessante Beobachtung

Die große Mehrheit der Pilger folgte dem Glauben: „No pain no gain.“ Die deutsche Übersetzung „Ohne Fleiß, kein Preis“, trifft es nicht so, da darin das Wort „Schmerz“ nicht vorkommt. Jedenfalls hörte ich diesen Satz mehrere Male am Tag aus unterschiedlichsten Mündern, verschiedener Herkünfte. Der Grund dafür war, dass ich mir nicht zum Ziel gesetzt hatte, halb verkrüppelt in Santiago de Compostela anzukommen. Daher folgte ich beim Laufen meiner inneres Stimme und hörte auf zu laufen, bevor mein Körper sich überanstrengt fühlte. So lief ich an einem Tag 11 km und an dem anderen nach 40 km. Abends ruhte ich mich in einem Privatzimmer aus und reflektierte meinen Tag. Morgens schlief ich aus und setzte den Marsch erst dann fort, wenn mein Körper bereit war, sich fortzubewegen – manchmal erst um 13:30! Und an manchen Tagen gönnte ich mir eine Pause und setzte ganz aus.

Die meisten Pilgern um mich herum jedoch meinten, auf meinem Weg werde man keine Erweiterung oder „Erhöhung“ auf der geistigen Ebene erreichen. Denn „der Gewinn“ komme nur durch den Schmerz. Am Ende erreichte ich das physikalische und aber auch meine geistigen Ziele, die ich mir vor dem Weg vorgenommen hatte. Doch meine Kniescheiben waren immer noch da, wo sie hingehörten, mein Rücken befand sich ebenfalls da, wo er zu sein hatte, meine Füße waren von Blassen verschont geblieben und meine Beine weigerten sich nicht, sich weiterzubewegen. Diejenigen aber, die der Meinung waren, der Gewinn lasse sich nur durch den Schmerz erzielen, hatten sich alle – ausnahmslos – körperliche Verletzungen geholt. Entweder hinkten sie mit Bandagen durch die Gegend oder sie mussten auf der halben Strecke abbrechen. Welchen „Gewinn“ sie sich daraus gezogen hatten, kann ich schwer beurteilen.

Projizieren wir diesen Glauben auf das Leben, brauchen wir uns nicht mehr zu wundern, wenn uns das Leben Schmerzen hinzufügt. „No pain, no gain.“

Bewusstwerdung der Glaubenssätze

Die Bewusstwerdung unserer Glaubenssätze ist an sich ziemlich „leicht“. In den meisten Fällen wiederholen sie sich in unseren Gesprächen. Entweder sprechen wir sie selbst aus, oder wir gehen mit ihnen in Resonanz, wenn sie jemand ausspricht. Die aktive und bewusste Selbstbeobachtung ist der erste Schritt dahin. Daher ist es wichtig, nicht nur anderen Menschen, sondern auch sich selbst beim Sprechen und Denken zuzuhören. Da, das Gehörte schnell wieder vergessen wird, eignet sich das Schreiben zur Bewusstwerdung der unbewussten Muster sehr gut. Am besten lassen sich die Muster schreiben, wenn wir uns in einer schwierigen Situation befinden. Schwere Zeiten geben unseren (negativen) Glaubenssätze den perfekten Nährboden.

Es gibt jedoch auch Glaubenssätze, die so tief in unserem Unterbewusstsein schlummern, dass wir sie vielleicht gar nicht so oft ausspreche. Oder aber sie gehören zu den Tabuthemen und werden von uns so verdrängt, dass wir uns deren Existenz gar nicht bewusst werden wollen. Wer z.B. Rassen bezogene Vorurteile (Glaubenssätze) hat, mit seinem Bewusstsein aber versucht, ein „guter Mensch“ zu sein, wird diese Glaubenssätze verdrängen. Nichtsdestotrotz werden seine Glaubenssätze sein Leben beeinflussen.

In solchen Fällen kann die Außenwelt uns als ein Spiegel dienen

Unsere Gedanken – dazu die Glaubenssätze gehörend – erschaffen unsere Realität und die Welt um uns herum. Während die Gedanken nicht materiell und somit nicht mit unseren Sinnen wahrnehmbar sind, ist die Welt um uns herum sichtbar und spürbar. Es ist herausfordernd, herauszufinden, welche Gedanken ich habe, und was ich mit ihnen manifestiere. Wir haben unzählige Gedanken pro Sekunden. Daher ist es leichter, diesen „Manifestationsprozess“ umgekehrt zu beobachten. Anstatt herauszufinden, welcher Gedanken, welche Situation in der Außenwelt manifestiert, wäre es leichter, der Frage nach zu gehen, aus welchem Gedanken/Denkmuster/Glaubenssatz kann diese Situation entstanden sein.

Das heißt, die Außenwelt – unsere wahrnehmbare Realität – wird als ein Spiegel unseres Inneren genommen. Dabei ist es wichtig, die sich wiederholenden Muster bewusstzuwerden.

Jemand, der wiederholt in seinen Beziehungen betrogen wird,

sollte dieses sich wiederholten Muster als einen Spiegel seines Inneren nehmen. Damit sollte er in sich gehen und versuchen, herauszufinden, welcher Teil von ihm, diese Situation in seinem Leben manifestiert und weshalb sich das Muster wiederholt.

Leider ist die Selbstreflexion nicht die „geläufigste“ Methode in unserem Umgang miteinander. Der Trend geht dahin, dass oft andere für die Missständen unseres Lebens verantwortlich gemacht werden. So geschieht, dass eine Frau, die oft von Männern betrogen oder ausgenutzt wurde, sich ähnliche Glaubenssätze aneignet, wie; „Männer sind Schweine.“ – „Männer sind nicht vertrauenswürdig“ – „Ich werde nie wieder einem Mann vertrauen“. Anstatt sich zu fragen, welches unbewusste Muster diese Situation im Außen ihr bewusstmachen will. Dasselbe gilt natürlich auch für einen Mann, der aufgrund negativen Erfahrungen mit Frauen, ein Misstrauen gegenüber allen Frauen aufbaut, anstatt nach der Ursache in sich selbst zu suchen.

Wie verändern wir unsere Glaubenssätze?

Nachdem wir uns unsere Glaubenssätze bewusst wurden, müssen die alten Denkmuster nun neu geschrieben und programmiert werden. Dies geschieht, indem negative Glaubenssätze mit positiven Affirmationen ersetzt werden.

So wird aus dem Glaubenssatz:

„Das Leben ist hart“, die Affirmation: „Das Leben ist eine Schule mit vielen Lernangeboten. Ich nehme das Angebot an, das ich bewältigen kann.“

„Männer/Frauen sind so oder so“, wird zu der Affirmation: „Es gibt solche und solche Menschen. Ich ziehe diejenigen in mein Leben, die mir dienen und mich respektvoll/liebevoll behandeln.“ Oder „Jeder Mensch bringt eine Botschaft mit sich. Ich höre sie mir an und lerne meine Lektion daraus.“

Es wäre eine immense Arbeit, alle Glaubenssätze neu zu schreiben. Aber dies ist gar nicht nötig. Denn – wie bereits erwähnt – stammen unsere Glaubenssätze aus unseren Denkmustern. Es ist leichter, unsere Denkmuster zu erkennen und sie umzuprogrammieren, anstatt jeden einzelnen Gedanken zu ändern. Auch hier ist das Schreiben fast ein Muss! Damit wir lernten, wie sich ein Wort schreibt, mussten wir es in der Schule wiederholt aufschreiben. So haben wir uns mit der Sprache „programmiert“ und Lesen und Schreiben gelernt. Dasselbe passiert bei der „Umprogrammierung“ unseres Denkmusters.

Eine Übung

  • Schreibe auf einem Stück Papier deine Gedanken zu einem Thema oder einer Situation, das dich beschäftigt.
  • Lies das Geschriebene durch und werde dir Wiederholungen und Muster bewusst.
  • Schreibe auf einem neuen Stück Papier Gegengedanken zu den Gedanken, die du umprogrammieren willst.
  • Wiederhole die Übung für mindestens 21 Tage, in denen du jeden Tag die neue Programmierungen laut aussprichst oder aufschreibst.

Unsere Gedanken und deren Muster haben eine Frequenz. Gedanken, die sich um Angst und Sorge kreisen, apokalyptische Vorstellungen der Zukunft, Vorurteile, Vorwürfe … sind Früchte eines negativen Denkmusters aus der niedrigen Frequenz.

Wenn du deine Frequenz erhöhst, werden negative Gedanken außerhalb Resonanz mit deinem Feld sein und deinen Kopf erst gar nicht mehr erreichen. Das ist wie bei einem Radio: Willst du eine höhere Frequenz empfangen, musst du die Frequenz deines Radiogerätes erhöhen.

Sara Sadeghi


 

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